Freitag, 06.12.2024. Es hätte viele Gründe geben können, um zu verhindern, dass ich am frühen…
“Schlaf’, Kindlein, Schlaf'”: A never ending Story
Knapp eine Woche nach Ferienende hat mich der Alltag wieder fest in seinen garstigen Klauen. Und somit sehe ich mich nun auch wieder der altbekannten Situation „Mutter mit drei Kindern allein zu Hause” ausgesetzt. Der Ehemann ist auf Dienstreise in Münster. Und der geregelte und strikt durchgetaktete Alltag einschließlich dem allabendlichen Zubett-bringen dreier Kinder unterschiedlichsten Alters hat mich nunmehr fast ein bisschen schneller eingeholt als mir lieb ist.
Zumindest fühlt es sich so an. Am Abend. Dann, wenn’s besonders hart ist. Weil sonst niemand im Haus ist, der mal “schnell” übernehmen kann. Es ist schwer, sehr kraft- und zeitaufwendig und fordert mir ziemlich viel ab. Jeden einzelnen Abend und jede Nacht in der ich mit den Kindern alleine bin. Und das sind nicht wenige.
Um überhaupt klar zu kommen, habe ich vor einiger Zeit damit begonnen einen Zeitplan aufzuschreiben.
Dieser hängt nun hübsch notiert auf einer schwarzen Magnet-Kreidetafel am Kücheneingang. Für jeden sichtbar. Denn jedes Kind hat dort festgelegte Bettgeh-Zeiten, die es gilt unter der Woche einzuhalten. Klingt ziemlich streng und durchgetaktet, ist aber zumindest in der Theorie durchaus sinnvoll und von Nöten! Und damit das Ganze auch wirklich funktioniert und da ja bekanntlich immer alles mit dem berühmt berüchtigten roten Faden miteinander zusammenhängt, fängt der Plan schon um 18.15 Uhr an.
Denn das ist die Zeit, zu der ich eigentlich anfangen sollte das Abendessen zuzubereiten. Eigentlich. Doch wie es immer so ist, klaffen hier nun Theorie und Praxis weit auseinander und für Mutter tut sich ein höllen-großer Abgrund auf 😉
Der Große ist in den meisten Monaten zu dieser Uhrzeit noch gar nicht mit Fussballtraining fertig. Im Sommer verlassen wir dann gerade mal das Freibad und auch andere Dinge wie Gitarren-Unterricht, Bambini-Feuerwehr & Co. – alles ist eigentlich erst später fertig. Was ja auch logisch ist, da all die lieben, netten Menschen, die sich bereit erklärt haben unsere Kinder zu fördern und diesen Gutes zu tun, schließlich selbst erst von einem langen Arbeitstag zurück kommen müssen. Um dann noch am frühen Abend ihre Freizeit für unsere Kinder zu “opfern”.
Allen jenen an dieser Stelle ein großes Dankeschön dafür!
Für Mütter mit nur einem Kind sind späte Termine sicherlich auch kein allzu großes Problem. Aber bei Dreien ist sie damit bereits vorprogrammiert:
Die never-ending-zu-Bett-bring-Story am Abend.
Und mein eigener Feierabend ist somit sowieso von Anfang an futsch!
So wie wohl der Abend jeder alleinerziehenden Mehrfachmutter. Das muss ich zugeben und fühle so sehr mit jeder einzelnen von ihnen mit!
Und dann fängt er schließlich an. Nach dem Abendessen.
Mein Marathon auf dem Weg zum wohlverdienten aber definitiv sehr späten Feierabend.
Ich beginne mit den Mädels, die nach dem Abendessen zu erst mit Waschen oder Duschen dran sind. So sagt’s der Plan. Im Idealfall stehen beide gemeinsam unter der Dusche und ich muss einfach nur schnell schäumen und spülen. Dabei komme ich mir immer vor, als würde ich zwei lebhafte,von Energie nur so strotzende und extrem verspielte Hundewelpen mal schnell absprühen. Wie in so ‘nem Hunde-Pflegesalon, ohne mein eigenes Fleisch und Blut mit Tieren vergleichen zu wollen! Aber ganz so schlimm ist es ja nun auch wieder nicht, immerhin dürfen die beiden jetzt noch eine Weile zusammen in der Dusche spielen. Während ich nämlich damit beschäftigt bin, Schlafanzüge rauszulegen. Kling eigentlich nach einem flotten Ablauf. Denkste! 😉
Es kostet mich meistens drei bis vier Anläufe beide wieder aus der warmen Nasszelle hervor zu locken.
Was dann folgt ist eine Aneinanderreihung der größten Bullshit-Ansagen, die gestresste Mütter wohl nur in solchen Momenten von sich geben können:
“Nein! Das pinke Kapuzenhandtuch war Deines. Deine Schwester hatte das türkise.”
“Trockne Dich bitte ab!”
“Nein! trockne Dich erst ab und gehe dann auf die Toilette!”
“Hast Du Dich jetzt endlich abgetrocknet?”
“Kuck mal, hier hab ich schon Deine Anzieh-Sachen rausgelegt. Komm, zieh Dich mal bitte an.”
“Du bist ja immer noch nackig. Zieh Dich bitte mal an. Jetzt.”
“ZIIIEH DICH AN!!! JEHÄÄÄTZT!”
Gerne auch später nach dem anschließenden Vorlesen und Kuscheln mit der Kleinsten:
“Nein! Ich glaub’ Dir nicht, dass Du jetzt Angst hast. Ich bin direkt nebenan!”
(bringe ja die Mittlere nun in’s Bett)
“Gehst Du bitte in Dein Bett zurück?”
“Geh jetzt in Dein Bett zurück! JETZT!”
Und ich fange an, die Vierjährige wieder wie einen kleinen Welpen zu behandeln.
“Sitz!”, “Schlaf!”
Weiter geht’s:
“Und wenn Du jetzt nocheinmal rauskommst, mache ich Deine Türe zu!”
(Gedanklich: Dann kannste von mir aus Angst haben)
Natürlich ist das alles Quark und Bullshit was ich in solchen Momenten von mir gebe. Und völlig nutzlos und unangebracht. Aber ihr kennt das, oder? In Zeiten größter Übermüdung und Verzweiflung sagen wir solche bescheuerten Sätze zum Nachwuchs. Um sie dann im Nachhinein zu bereuen.
Zwei Sekunden später sehe ich erneut einen kleinen Eulen-Schlafanzug über den Flur huschen.
Und drei Minuten darauf tönt’s aus dem Bad “Fäärtig!!!”
Die Kleinste sitzt auf dem Klo und hat mit Mühe und Not eine mini-tiny Kacki-Wurst rausgequetscht. Des Rauszögerns willen. Während ich abputze fragt sie mich:
“Mama? Wann bist Du mit trainieren fertig?”
Ich bin noch gefühlte Tausend Jahre davon entfernt!
Gedanklich reihe ich stattdessen auf, was ich trotz der bereits schon wieder fortgeschrittenen Zeit noch erledigen muss: Esstisch und Küche wollen noch aufgeräumt werden. Die Garderobe und der Flur. Die Wäsche muss umgefüllt werden doch zuvor erst der Trockner geräumt und bereits neu entstandene Wäscheberge sortiert werden. Schlamm-Schuhe vom Tag wollen geputzt werden. Formulare liegen seit Tagen in der Küche, darauf wartend endlich von mir ausgefüllt zu werden. Um hier nur einige Dinge der überdimensionalen Noch-heute-Abend-To-Do-Liste aufzuzählen.
Ich möchte gerne noch trainieren und muss logischerweise im Anschluss duschen. Da jedoch gleich 21.30 Uhr ist, ist ein spätes Schlafengehen bereits wieder unvermeidbar.
Dies alles lässt mich jetzt hektisch werden. Doch hektische Mütter wühlen die Kinder auf was diese wiederum noch schlechter einschlafen lässt.
Hastig drücke ich der Mittleren einen Kuss auf die Stirn. Sie hatte ja Fernsehen dem Vorlesen vorgezogen und somit bin ich jetzt hier theoretisch fertig.
Aus dem Nebenzimmer, dem der Kleinsten, ertönen nun ganze lautstarke Gesangs-Arien, was auf ein weiteres noch mindestens dreißig Minuten währendes Wachbleiben schließen lässt.
“Mamaaaa? Wann bist Du mit Trainieren fertig.?”
Boah ey! Echt jetzt! Ich habe noch nicht einmal angefangen! Ich bin immer noch meilenweit davon entfernt!
Sie fragt das im übrigen deshalb andauernd, weil sie erst in mein Bett zum Schlafen kommen darf, wenn ich auf dem sich im Schlafzimmer befindlichen Crosstrainer fertig bin. So lautet die Regel. Ganz davon abgesehen, dass die Regel weiter vorgibt, dass die Kleinste erst einmal in ihrem eigenen Bett einschläft.
Der Große bequemt sich jetzt endlich mal zum Zähne putzen. Widerwillig schleppt er sich die Treppe hoch um enttäuscht festzustellen, dass die Mittlere ebenfalls noch nicht schläft und er somit NICHT im Vorteil ist. Denn eigentlich sieht der Plan ja vor, dass nur er alleine um diese Uhrzeit noch wach ist. Für einen Moment verfluche ich gedanklich den Plan.
Es gelingt mir glücklicherweise ihn dennoch zum Aufsuchen des eigenen Bettes zu überreden. Er möchte jetzt gerne noch mit mir reden, kuscheln und erzählen.
Ich wünschte mir nur er würde mir mal tagsüber so viel Aufmerksamkeit schenken.
“Oder ist’s vielleicht sogar anders herum?” Meldet sich nun wieder das Gewissen. “Hörst DU ihm vielleicht am Tag nicht ausreichend und aufmerksam genug zu? Abgelenkt durch die anderen Geschwisterkinder?”
Und eben wegen jener Gewissensbisse lasse ich mich nun weitere zwanzig Minuten zu einem Mutter-Sohn-Gespräch hinreißen.
Und jedes einzelne Mal dasselbe: Ich vermute meinem Größten nun vorsichtig auf den Zahn fühlen zu können. Neue aufschlussreiche Erkenntnisse über seine größeren oder kleinen Sorgen zu bekommen, zu verstehen was ihn beschäftigt oder gar betrübt. Seine Welt verstehen.
Und ich lausche einem Monolog aus Erzählungen irgendwelcher Minecraft-You-Tube-Videos, den Überlegungen bezüglich künftiger Wunsch-Anschaffungen als da wären Fernseher, neues Handy und anderen Dingen von denen ich keine Ahnung habe. Aber ich versuche aufmerksam zuzuhören und verdeutliche dies mit einem steten “Ja, Ja, Aha, Aha, Ehrlich?, Wirklich?”. Muss nur aufpassen, keines dieser Wörter an die falsche Stelle zu setzen. Dann durchschaut er mich und merkt, dass ich von seinem eigenen Minecraft-Universum nicht ganz so viel verstehe.
Immerhin sind keine ernsthaften Probleme im Spiel, stelle ich erleichtert fest und kann mich endlich losseilen.
Ich muss dabei am Zimmer der Mittleren vorbei. Die wiederum nun beleidigt zwecks der dem Sohn länger gewidmeten Zu-Bett-Bring-Zeit ist. Also verharre ich auch hier weitere fünf Bonus-Minuten.
Mittlerweile ist wenigstens die Kleinste eingeschlafen.
Nachdem sie wohl ihre Aussichten weitere Aufmerksamkeit von mir zu bekommen als chancenlos eingestuft hat.
Abends um 22 Uhr “darf” ich nun also endlich die Küche aufräumen und vielleicht beginnt eine Stunde später mein Feierabend. Auf dem Crosstrainer. Bis dahin jedoch bin ich für gewöhnlich so lange unter Hochspannung bis auch der letzte tatsächlich eingeschlafen ist und ich kein weiteres “Mamaaa” mehr “fürchten“ muss. Erst dann kann ich loslassen.
Wie geht’s Euch abends? Wer von Euch ist auch unter der Woche alleine und muss die allabendliche Routine zum größten Teil ohne Partner bewältigen?
Viele Grüße!
Eure
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