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#mütend: Nur ein Trendbegriff – oder eine echte Bewegung?

Psssst! Kommt mal näher (welch Ironie in diesen Zeiten! 😉 ) – ganz sachte, langsam und vorsichtig!
Ja, genau so! Ganz dicht ran! Damit ich Euch etwas in’s Ohr flüstern kann.

Aber nur ganz, ganz leise.

Denn ich traue mich kaum, es offen und ehrlich zuzugeben:

Ich bin NICHT #mütend!

Beziehungsweise war ich es im Grunde eigentlich schon immer hin und wieder:

Müde und wütend zugleich

Schon lange VOR dieser Pandemie und allen (Gesellschafts-)politischen Diskussionen empfand ich hin und wieder einen Zustand der gleichzeitigen Wut und Erschöpfung.

Nur gab es damals diesen Trend-Begriff noch nicht.

Diesen allgemeinen Trend  – denn so empfinde ich es fast schon, doch dazu gleich.

Meistens spürte ich jenes eigenartige Empfinden in Bezug auf Menschen und Situationen, die ich einfach nicht ändern kann.
Jeder…

…hat seine Macken und Kanten, manchmal möchte man sich ob jener komischen Angewohnheiten zornig aufblasen und lautstark zetern und wettern – an anderen Tagen wiederum erschließt sich uns einfach der Sinn nicht mehr dafür.

Wozu denn schon?
Wenn es doch so viel Kraft und zusätzliche (teils vergeudete) Energie bedeutet!?

Dann ist man also innerlich wütend und resigniert und gelähmt zugleich.

Der Sache zu sehr überdrüssig, um nochmal und nochmal und nochmal dagegen anzugehen.

Denn manchmal ist es an der Zeit, sich die Energie, welche sich im ungünstigsten Fall sogar körperlich negativ auswirkt, einfach einzusparen.

Kurzum:

Die müde Wut – also dieses “mütend” sein – ist mir nicht fremd. 

Ich kenne ein solches Gefühl!
Nur mag ich dieses Wortspiel im Zusammenhang mit der Pandemie – wofür es heutzutage genutzt wird – nicht.

Ich bin müde, von der müden Wut Anderer zu lesen.

Denn um es einmal ganz ehrlich, offen und deutlich zu sagen:

Ein bisschen bin ich es gerade müde und leid, von der wütenden Müdigkeit der Anderen zu lesen.

Und auch davon, wie es gerade alle satt und leid sind!
Ja, wirklich.

Diese ganzen Aufstände, all’ die negativen Posts lesen zu müssen, laugt mich aus. (“Muss” ich ja zum Glück nicht! 😉 )
Das war schon vor einem Jahr zu Zeiten der #CoronaEltern so.

Seid laut und fordert! Aber in diesem Fall ohne mich. 

Auch wenn mir bewusst ist, wie wichtig es gerade ist, dass Menschen laut werden – und vergessene und übersehene Generationen eine Stimme bekommen!!

Nur berührt es mich irgendwie nicht – nur fühle ich es nicht.
Weil ich noch immer gerne meinen Blick auf positive Winzigkeiten lenken mag und auch kann.

Ich war schon immer die Frau “für die Gefühle” – ich berichte gerne von Emotionen, Gedanken und versuche mich in philosophischen Ausschweifungen.

Politische Forderungen und verbale Holzhammer-Peitschen liegen mir nicht – das überlass ich lieber Anderen.

Neulich las ich auf Instagram von einer Bloggerkollegin, wie sie darüber berichtete, welche Erschöpfung und Müdigkeit sie während dieser Pandemie empfindet.
Von Wut war keine Rede.

Wie selbst kleinste Kleinigkeiten auf einmal furchtbar anstrengend und der alte Alltag gerade kräftemäßig unvorstellbar scheint.
Wie sehr sie sich nach Schlaf und Einsamkeit sehnt.

DAS berührt mich und kann ich nachempfinden!

Nicht aber Forderungen und Beschwerden, die mir teils einfach leer runtergeschrieben erscheinen.
NUR weil es gerade Trend ist, weil es jeder macht, weil es scheinbar lohnt, mit der Welle mit zu schwimmen!

Und weil über unsere PolitikerInnen herzuziehen gerade en vogue ist.

Da fehlt mir einfach manchmal die Authentizität und Glaubwürdigkeit bei genauerer Betrachtung.

Ihr habt ja grundsätzlich Recht! Aber…

Ja, teils ist die Kritik absolut berechtigt!
Ja, uns allen geht es gerade beschissen – manchen mehr und manchen weniger.
(Wir persönlich kommen noch gut davon, doch dazu später!)

Ja, Familien werden übersehen und sind aktuell als – warum auch immer – nicht systemrelevante Gruppe die Loser der Nation!

Ja, viele, viele Kinder leiden und ich habe keinerlei Vorstellung davon, WIE stark das Ausmaß ist.

Ich kann es nur mit einem flauen Gefühl erahnen und sicher brauchen einige hier dringend Lösungen!

JA, JA und nochmals JA!!!

Und trotzdem habe ICH das Gefühl, man muss gerade einfach alles öffentlich leid sein. Aus Furcht sonst als meinungslos, ungebildet, primitiv, uninformiert und gleichgültig dazustehen.

Doch wenn ich mir beispielsweise jahrelang keine Gedanken um die Pflegebranche und die Zustände in deutschen Krankenhäusern gemacht habe, so wirkt ein solcher “Aufstand” gerade nicht sonderlich glaubwürdig.

Ist es nicht dann vielmehr ein “auf den Zug aufspringen, weil’s gerade so schön polarisiert und der nächste Halt ja ein vielversprechender, viele Online-Besucher einbringender sein könnte?!”

Irgendwie möchte ich das für mich nicht.

Sichere Bildung! Das wäre prima!

Klar, auch ich habe meine Vorstellungen, was man vielleicht tun könnte, um unseren Kindern eine sichere Bildung zu ermöglichen.
Ohne wieder Schulen wochenlang komplett schließen zu müssen.

Ich meine Hey! Es wird Frühling!

War es nicht früher das Größte, wurde die Schulstunde einfach nach draußen verlegt?

Warum hat man nicht längst – jetzt wollte ich schon “Offenställe” schreiben – Sitzgelegenheiten – teils vielleicht auch überdacht – geschaffen? Könnte bis zu den Sommerferien funktionieren.

Schafft Bildung und geschützten Kontakt zu Lehrkräften und Mitschülern.
Wie in es in Spanien gerade praktiziert wird.

Jetzt könnte ich also hier im Anschluss gleich auch noch Luftfilter für Schulen fordern, denn das macht ja gerade auch jeder!

Aber ich würde hier nur “abkucken” und fordern, was alle Anderen auch schon längst irgendwann einmal geschrieben haben.

Habe ich resigniert?

Nein!

Nennt mich gerne naiv, doch noch immer (!) bin ich der Meinung, dass es mir und meiner Familie gelingt (ich berichte hier aus einer sehr persönlichen Situation!!!), diesen neuen Alltag zu meistern – und dass es uns damit sogar einigermaßen gut geht!

Ich bin immer noch dankbar!

Wir sind privilegiert, das weiß ich.
Meine Kinder wachsen behütet auf, haben ein hübsches Haus, einen großen Garten und viel Natur drumherum.

Sie könnten sich jederzeit bewegen, wenn sie es denn nur manchmal auch wöllten – und ich kann mir die Zeit nehmen, alle Drei beim Homeschooling zu unterstützen.

Wir haben keine finanziellen pandemie-bedingten Einbußen und leben teilweise einen glücklichen Alltag – TROTZ Pandemie!

Und auch wenn es vielen bitter aufstoßen mag, doch noch immer finde und sehe ich viele schöne Dinge innerhalb eines Tages!

(Und DAS schreib’ ich hier gerade in der zweiten Zyklushälfte! Wenn dat kein Fortschritt ist! 😉 )

Natürlich vermissen auch meine Kinder ihre Freunde!

Doch haben sich dafür schon durchaus coole Alternativen wie Online-Chats via “Discord” gefunden – oder auch das gemeinsame “groupwatching” ist aktuell zumindest bei den Teenies total angesagt und lässt Kinder auch zu diesen Zeiten fröhlich gackern und kichern!

Das erleichtert, das entschädigt.

Aber es wäre nun schlichtweg geheuchelt, würde ich hier von Wut schreiben.
Denn ich empfinde sie gerade nicht.

Müde ja, müde bin ich als Dreifach-Mama! Immer.

Und ganz gewiss ist das unter der Pandemie nicht besser geworden und NATÜRLICH nervt das ewige Hin und Her zwischen Schulöffnungen, Wechselunterricht und reinem Distanzunterricht.

Es IST kräfte-zehrend und unglaublich ermüdend, sich und die Familie immer wieder neu organisieren zu müssen!

Vielleicht ist es auch falsch, sich nur den Dingen zu fügen.
Selbst dann, wenn sich mir die Logik nicht erschließt – und zeitweise kaum Hoffnung auf Besserung besteht.

Vielleicht irgendwie blauäugig, noch immer aus jedem Tag, jeder aktuellen Situation, das Beste machen zu wollen – und einfach nur die eigenen Kinder so unbeschadet wie nur irgend möglich durch diese Zeit begleiten zu wollen.

Und vielleicht lebe ich in meinem ganz eigenen klitzekleinen Universum und schaue zu wenig über den Tellerrand.

Aber ich muss das tun, was für mich und meine Familie OK ist – und müde sein reicht einfach schon.

Da muss ich nicht auch noch #mütend sein, nur um der allgemeinen müden Wut wegen.

Eure 

Alex

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